Montag, 19. Januar 2015

Short Walks an der Westküste von Kangaroo Island

Remarkable Rocks, Flinders Chase NP, Kangaroo Island
Strahlender Sonnenschein begleitet uns während des ganzen Tages und lässt die Temperatur auf bis zu 30 Grad steigen. Unser Tagesprogramm ist ein Ausflug in den Flinders Chase Nationalpark am westlichen Ende der Insel.(1) Da wir mehr als 100 km anfahren müssen und der Nationalpark viele Besucher anzieht, brechen wir um 8:00 Uhr von unserer Unterkunft bei Kingscote auf. Im Visitor Center des Nationalparks zahlen wir $10 pP für ein Tagesticket und erhalten von einer Rangerin Empfehlungen sowie eine Map, in der Sehenswürdigkeiten und Trails verzeichnet sind. In Anbetracht von Beratung und gut ausgebauter Infrastruktur des Parks ist der Preis fair. Wir folgen den Empfehlungen der Rangerin und fahren zunächst zum 15 km weiter westlich liegenden Cape du Couedic.
Im Flinders Chase Nationalpark finden wir die so oft beschriebene Magie der Insel, aber nur hier und heute. An anderen Tagen empfinden wir die Umgebung eher wie einen touristischen Erlebnispark, der eine sehenswürdige Natur sowie vermeintliche Attraktionen und Aktivitäten an naive Touristen verkauft.(2)

Cape du Couedic - Diashow der Fotoserie
Admirals Arch am Cape du Couedic
Ein paar hundert Meter westlich vom Leuchtturm am ‚Cape du Couedic’ endet die Straße an einem Boardwalk, der bis an den Abgrund der beeindruckenden Steilküste des Capes führt. An der Steilküste erwarten uns zwei weitere Sehenswürdigkeiten, die Felsformation des ‚Admirals Arch’, dessen Umgebung eine Kolonie Neuseeland-Pelzrobben besiedelt.
Der ‚historic Walk’ am 1909 erbauten Leuchtturm informiert über Bedingungen des Lebens in der Vergangenheit. Die Straße zum ‚Cape du Couedic’ wurde erst nach dem 2. Weltkrieg gebaut. Bis dahin erfolgte die Versorgung der Mannschaft des Leuchtturms alle 3 Monate auf dem Seeweg. Den Leuchtturm betreuten 3 Wärter, die mit ihrer Familie in jeweils einem Haus untergebracht waren. In der Gegenwart werden die 3 Häuser an Feriengäste vermietet.




Remarkable Rocks - Diashow der Fotoserie
Remarkable Rocks, Flinders Chase NP, Kangaroo Island
Etwa 1 km südlich vom ‚Cape du Couedic’ befindet sich an der Westküste die bedeutendste Sehenswürdigkeit und das Wahrzeichen der Insel, die ‚Remarkable Rocks’. Wer vom ‚Cape du Couedic’ oder vom ‚Weirs Cove Outlook’ zu den Granitfelsen blickt, fühlt sich an Murmeln oder Bauklötzchen erinnert.
Aus der Nähe erkennen wir eine mächtige Granitkuppe (‚Dom’), auf der sich bizarr gestaltete Granitformationen unterschiedlicher Größe wie zufällig verteilen. Der geologische Entwicklungsprozess der Granitformationen setzte vor ca. 500 Millionen Jahren ein. Kontinentaldrift und Plattentektonik haben vor 200 Millionen Jahren die Formationen an die Oberfläche gehoben. Dann begann die Arbeit von Erosion, auf deren Zwischenergebnis wir fasziniert blicken.





Remarkable Rocks, Flinders Chase NP, Kangaroo Island
Bläulicher Quarz, schwarzer Glimmer, pinkfarbener Feldspat erzeugen in Verbindung mit rötlichen Flechten faszinierende Farbspiele, die je nach Beleuchtung variieren. Im Morgen- und Abendlicht scheinen die Felsen feuerrot zu glühen.
Kein Besucher des Flinders Chase Nationalparks lässt die ‚Remarkable Rocks’ aus. Unser früher Start zahlt sich aus. Wir genießen die ‚Remarkable Rocks’ exklusiv und betrachten sie ungestört von allen Seiten.









Snake Lagoon WalkDiashow der Fotoserie
Wanderung zum Snake Lagoon
Nach einem Picknick beim Visitor Center unternehmen wir eine Wanderung auf dem 'Snake Lagoon Walk'. Bis zum Trailhead sind 8,5 km auf einer mit vielen Querrillen gespickten ruppigen Gravel Road zurückzulegen. Die Frage, ob das Auto durchhält und der Trail diese Tortur rechtfertigt, ist bald beantwortet. Auf einer abwechslungsreichen, profilierten Route erreichen wir nach 40-minütiger Wanderung eine traumhaft gelegene stille Bucht an der Küste. Die abgeschiedene Lage des Ortes und Anforderungen des Trails garantieren Exklusivität. Hier hätten wir gerne länger verweilt, wenn uns nicht der Rückweg bevorstände. Unser Mietwagen übersteht die Fahrt zwar ohne erkennbare Schäden, aber wir verstehen, weshalb die meisten Mietwagenfirmen das Übersetzen mit dem Mietfahrzeug nach Kangaroo Island untersagen. 




Koala Walk - Diashow der Fotoserie
Koala auf Kangaroo Island
Ursprünglich gab es auf Kangaroo Island keine Koalas. Weil die Art auf dem Festland vom Aussterben bedroht war, wurden in den 1920er Jahren 18 Koalas auf die Insel umgesiedelt. 20.000 - 30.000 Koalas leben mittlerweile auf Kangaroo Island und werden zum Problem. Sie fressen mehr, als die Natur nachliefern kann. Außerdem haben sich aufgrund des kleinen Genpools Erbkrankheiten entwickelt, die eine Aussiedlung von Koalas nach Mainland verhindern.
Trotz ihrer großen Zahl sind Koalas in der Natur nur schwer zu beobachten. Den größten Teil ihres Lebens verbringen Koalas in Baumkronen hoher Eukalyptusbäume, deren Blätter sie verzehren. Nur etwa 4 Stunden pro Tag sind die Tiere aktiv. Die restliche Zeit verdösen sie zwischen Astgabeln, in denen sie vom Boden nahezu unsichtbar sind.




Koala Walk, Kangaroo Island
Außerhalb des Nationalparks sind auf einem Privatgelände Koalabeobachtungen garantiert ($6 pP). Bäume, in denen sich Koalas aufhalten, sind mit kleinen Flaggen markiert. Nachdem wir erkennen, dass nicht nur einige aufgestellte Wimpel, sondern vor allem Anhäufungen abgenagter Äste unter Bäumen auf Koalas hinweisen, erblicken wir zahlreiche Tiere.
Über die Frage, ob es gerechtfertigt ist, ein Gelände mit von Koalas bevorzugten Bäumen einzugrenzen, für den Zutritt Geld zu verlangen und ein Biotop zum Zoo umzufunktionieren, kann man unterschiedlicher Meinung sein. Die Einrichtung verstehen wir exemplarisches Muster der Tourismuspolitik auf Kangaroo Island. Es mag (vielleicht sogar viele) Besucher geben, die sich über derartige Einrichtungen freuen. Wir finden daran keinen Gefallen.





Oyster Tasting in Kingscote
Oyster-Imbiss an der Tankstelle in Kingscote
Auf dem Rückweg zur Unterkunft Oysters nehmen wir einen kurzen Umweg in Kauf, um in Kingston einen Fish & Chips Imbiss im Gebäude einer Tankstelle zu besuchen. Unser Interesse gilt nicht Fish & Chips, sondern den hier vertriebenen frischen Austern. Nachdem unser gestriger Besuch erfolglos blieb, haben wir heute mehr Glück. Für 12 mittelgroße Austern in hervorragender Qualität zahlen wir bescheidene $14 (ca. €10). Australien kann manchmal (aber eher selten) auch preiswert sein. Ein Glas Wein würde den Genuss noch einmal deutlich steigern, aber für einen Imbissbetrieb sind die Hürden australischer Lizenzen des Alkoholverkaufs zu hoch.






Anmerkungen
  1. Ein Artikel von Spiegel Online informiert über Sehenswürdigkeiten des Nationalparks sowie über ‚Wildlife’ der Insel: Kangaroo Island: Auf der Suche nach den großen Hüpfern
  2. Dass Kangaroo Island ein großer Zoo ist, bestätigt ein Artikel von Zeit Online aus April 2014: Kangaroo Island: Eine Insel zwischen Leben und Tod

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen