Montag, 16. Februar 2015

Rückreise nach Deutschland und kurzes Reisefazit (Update: "Rassismus" im Abschnitt "was nervt", 28.08.2019)

Frühstück
Vom Emu Point im Great Southern treten wir nach fast 3 Monaten Rundreise durch Australien die Rückreise nach Deutschland an. Unser Flug startet um 17:30 Uhr in Perth und erlaubt eine entspannte Etappe über etwas mahr als 400 km zum Flughafen. Rund um das International Terminal bestehen kilometerweite Baustellen. Die  Routenführung ist ebenso verwirrend wie die unzureichende Beschilderung. Unser GPS hilft nicht. Mit mehreren Anläufen erreichen wir schließlich die Rückgabestation des Mietwagens. Internationaler Flugbetrieb ist in Perth übersichtlich und weit entfernt von der Hektik an uns bekannten Großflughäfen. Einchecken, Ausreiseformalitäten und Sicherheitskontrolle passieren wir ohne Warteschlangen.
Langjährig angesparten Flugmeilen verdanken wir Buchungen in der Business Class. Sitz- und Liegekomfort, Bordverpflegung und Servicequalität nehmen Fernflügen jeglichen Schrecken. Das Verwöhnprogramm beginnt bereits am Flughafen mit erhöhten Freigepäckgrenzen, bevorzugter Abfertigung, komfortablen Lounges im Wartebereich. "Nie mehr 2. Liga", fällt uns dazu ein. Am Frankfurter Flughafenbahnhof kehren wir zurück in deutsche Realität. Die Außentemperatur ist nicht nur 30 Grad niedriger als gestern in Perth, uns empfängt auch grau-trübes, feucht-kühles Wetter. Unser Zug wird am Frankfurter Hauptbahnhof eingesetzt, hat aber Verspätung. Das kann vorkommen. Dass jedoch die vermeintiche Verspätung nur scheibchenweise und immer genau zum Zeitpunkt der angekündigten Ankunftzeit des Zuges bekanntgegeben wird, was uns zum Aufenhalt auf einem zugig-kalten Bahnsteig zwingt, betrachten wir als ein unnötiges Ärgernis.
Nach 17,5 Stunden Flugzeit und 32 Stunden Gesamtreisezeit ab Start vom Emu Point erreichen wir unsere Wohnung und stellen fest: Hier ist es auch schön, aber für den nächsten Winter sollten wir uns wieder etwas einfallen lassen. Diashow der Fotoserie

Highligts
Auf die Frage nach 'Higlights' finden wir keine klaren Antworten, weil die gesamte Reise eine Kette von 'Highligts' darstellt. Natürlich gibt es besonders intensive Erlebnisse, an die wir bei einem Rückblick als Erstes denken. Unvergeichbar und herausragend sind Treffen und gemeinsamen Aktivitäten mit Antje. Die nachfolgende Aufstellung benennt unsere jeweils 'Top 3'-Erlebnisse für weitere Reiseaspekte:
  • Bergregionen
    Cradle Mountain (Tasmanien)
    Flinders Ranges (Südaustralien)
    Grampian Mountains (Victoria) 
  • Küstenlandschaften
    Westküste Tasmanien
    François Peron Peninsula (Shark Bay, Westaustralien)
    Great Southern (Westaustralien)
  • Unterkünfte
    Eco Villa der Rawnsley Park Station, Flinders Ranges (Südaustralien)
    Limosa Rise bei Yanakie (Gippsland, Victoria)
    The Boomerangs at Johanna (Great Ocean Road, Victoria)
  • Städte
    Denmark (Great Southerm Westaustralien)
    Albany (Great Southern, Westaustralien)
    Hobart (Tasmanien)
  • Kultur (Einrichtungen und Veranstaltungen)
    MONA - Museum of Old and New Art (Tasmanien)
    Art Gallery of Western Australia, Perth
    Hobart Taste Festival (Tasmanien)
  • Essen & Trinken
    Leeuwin Estate (Great Southern, Westaustralien)
    Cullen Wines (Great Southern, Westaustralien)
    Henschke (Eden Valley/Barossa Valley, Südaustralien)
  • Begegnungen
    Margaret & Alan vom Sheoaks B&B bei Coles Bay (Tasmanien)
    Lynne & Gary vom Windbreak B&B in Cervantes (Westaustralien)
    Debby vom Nautilus Retreat B&B in Kalbarri (Westaustralien)

Reise-Statistik
  • Übernachtungen in Australien: 84
    (An- und Abreise erforderten 3 zusätzliche Übernachtungen, davon 2 Nächte im Flugzeug)
  • Besuchte Großräume/Staaten: 4
  • Genutzte Mietfahrzeuge: 4
  • Inlandsflüge: 3
  • Fährpassagen: 2
  • Anzahl Standorte/Quartiere: 24
  • Besuchte Nationalparks: 24
  • Geführte, kostenpflichtige Touren: 3   
  • Besuche von Museen und Galerien: 9
  • Besuchte Weinregionen: 4
  • Tastings auf Weingütern: 10
  • Restaurantbesuche: 6
  • Waschmaschinennutzungen: 7
  • Versendete Ansichtskarten: 26
  • Fernsehminuten: 0
  • Krankheitstage: 0
  • Anzahl Reiseposts dieses Blogs: 95
  • Anzahl gespeicherter Fotos: 5.091
  • Durchschnittliche Kosten pro Tag für Unterkunft und lfd. Kosten, wie Verpflegung, Benzin, Nationalparkgebühren, Telefon, Karten, Briefmarken etc. (ohne Berücksichtigung von Flügen, Mietautos, Fähren, Touren): Ca. €200

Preise & Kosten
  • Auch ohne Berücksichtigung hoher Flugkosten ist Australien für Besucher aus Euro-Ländern ein teures Reiseland, worauf die Euro-Schwäche nur unmaßgeblichen Einfluss hat. Inbsesondere Lebensmittelpreise liegen auf einem Niveau, das sogar Schweizer mehr als verblüfft, obwohl sie selbst in einem hochpreisigen Land leben. Obst, Gemüse und Milchprodukte kosten etwa 3x mehr als in Deutschland (bei einigen Produkten auch deutlich mehr). Backwaren und Kaffee sind etwa doppelt so teuer. Für Getränke werden Phantasiepreise verlangt, z.B. $3,50 für 1,5 l Tafelwasser (in Deutschland kostet die gleiche Menge bei ALDI €0,19) oder für eine kleine Dose Bier (der Literpreis beträgt in Australien ca. €10,50, in Deutschtand ab ca. €1,00). Schlichte Gerichte in einfachen Restaurants oder Imbissen werden mit forschen Preisen berechnet, die sich oftmals im Widerspruch zur Qualität befinden. Wer Frittiertes schätzt und Kalorien nicht fürchtet, kommt auf seine Kosten. Die Preisgestaltung guter Restaurants hebt sich oft nur wenig ab und bereitet darum weniger Schmerzen.
  • Preise für touristische Attraktionen, Touren, Führungen, Events sind vergeichsweise hoch. 
  • Für Unterkünfte sind vergleichbare Preise zu zahlen.
  • Treibstoff ist billiger als in Europa. Zwischen Staaten, Städten und Landregionen schwanken die Preise jedoch um bis zu 50%.
  • In staatlichen Museen werden Eintrittspreise nur für Sonderausstellungen erhoben.
  • Die einzelnen Staaten handhaben die Gebührenpolitik für Nationalparks unterschiedlich.
    • Auf Tasmanien fallen für den Besuch von Nationalparks prinzipiell Gebühren an, die teilweise recht happig sind. Wer mehrere Nationalparks besucht, ist mit dem 2 Monate gültigen Holliday Pass gut bedient ($60 pro Auto in 11/2014).
    • In Victoria waren alle Nationalparks kostenfrei zu besuchen. 
    • In Südaustralien sind der Flinders Nationalpark kostenpflichtig. Das Ticket gilt 7 Tage. Für den Chase Flinders Nationalpark auf Kangaroo Island sind Tickets für 1 oder 2 Tage zu erwerben.
    • In Westaustralien werden nur Gebühren für Nationalparks mit touristischer Infrastraktur erhoben. Der günstige Holiday Pass gilt hier einen Monat ($45 pro Auto in 01/2015).

Pleiten, Pech und Pannen
Auf einer fast dreimontigen Reise im unbekannten Terrain sind selbstverständlch auch weniger erfreuliche Ereignisse zu bewältigen. Erstaunlicherweise schauen wir nur auf wenige und relativ harmlose Störungen zurück.
  • In der 2. Woche haben wir einen platten Reifen, für den über das Wochenende kein Ersatz zu beschaffen war. Mit dem Ersatzreifen kommen wir zurück zum Ausgangspunkt. Der defekte Reifen ist nicht mehr zu reparieren und wird (nach Verhandlungen) mit $120 in Rechnung gestellt. Gemäß Miietvertrag häten wir $500 zahlen müssen. Ob unsere Versicherung den Schaden reguliert, muss sich noch erweisen. 
  • Auf Tasmanien mieten wir einen Hyundai i20 mit zahlreichen Macken. Nach 3 Tagen zerbricht der einzige Fahrzeugschlüssel. Zum Glück ist eine Niederlassung des Vermieters in der Nähe. Mit Hilfe einer Werkstatt können wir durchsetzen, dasss ein Ersatzfahrzeug zur Verfügung gestellt wird. Unser Verlust: 1/2 Tag + 3/4 Tankfüllung.
  • Für die Flinders Ranges haben wir eine 4WD-Tour gebucht und im Voraus gezahlt. Aufgrund der Wetterbedingungen fällt die Tour aus. Glücklicherweise ist der Veranstalter auch der Vermieter, er findet jedoch keine Belege. Wir führen die Belege mit uns und können bei der Zahlung erreichen, dass der Mietpreis um die voraugezahlte Tour gekürzt wird.
  • Um Melbourne bestehen mehrere gebührenpflichtige Toll-Routen. Wir sind im Bilde und registrieren uns (was nur mit einer australischen Telefonnummer möglich ist!) und bereits mit einer Gebühr in Rechnung gestellt wird (dreist!). Dann schnappt die Falle zu. Auf der Registrierungsseite wird Touristen eine 30-Tages-Registrierung empfohlen. Mit dieser Option müssen wir uns nicht mehr selbst um die Regulierung kümmern, weil angefallene Toll innerhalb des Zeitraums von einer anzugebenden Kreditkarte eingezogen wird. Klingt prima, machen wir, übersehen 2 Sachverhalte und haben Ärger am Hals:
    • Gebühren werden erst ab einem Betrag von $10 oder nach Ablauf eines Monats eingezogen. 
    • Da wir mit einem Mietwagen unterwegs sind, kündigen wir mit Abgabe des Mietwagens die Registrierung, damit nicht andere Nutzer auf unsere Kosten fahren. Unsere zu zahlende Toll liegt unter $10, so dass beim Versuch des Gebühreneinzugs die Registrierung bereits gekündigt ist.
    • Citylink Melbourne ermittelt über die Mietwagenfirma den Fahrer. 
    • Die Mietwagenfima zieht für diesen 'Service' vertragsgemäß $55 Bearbeitungsgebühr von der angegebenen Kreditkarte ein. 
    • Citylink Melbourne schickt im Januar 2 Rechnungen inkl. Mahnkosten nach Köln, zahlbar bis zum 29.01., während wir uns noch in Australien aufhalten. Wenn die Zahlung nicht bis zum 29.01. erfolgt ist (wie sollte das möglich sein?), droht ein hohes Bußgeld.
    • In Deutschland scheitert ab dem 17.02. der Versuch einer Zahlung, weil die Zahlungsfrist unter der angebenen Rechnungsnummer abgelaufen ist.
    • Am 27.02. wird eine letzte Mahnung mit auf $30,44 erhöhten Gebühren zugestellt. Am 2.03. trudelt eine weitere Mahnung über $30,53 ein. Für den Fall einer Nichtzahlung sind polizeiliche Ermittlungsmaßnahmen angekündigt. 
    • Wie Citylink Melbourne die Forderung international durchsetzen will, halten wir für eine spannende Frage. Wir verzichten auf eine Antwort und zahlen zähneknirschend. Unterm Strich haben uns die beiden kurzen Toll-Strecken $122 gekostet (ca. €90). Nach Melbourne werden wir in diesem Leben nicht mehr fahren!

Verbesserungspotenziale
  • Wegweiser
    Auf Wegweisern und Hinweisen sind nur selten Entfernungsangaben angebracht. Wie weit z.B. eine Tankstelle, ein Lookout oder ein Walking Trail von einer Ausfahrt entfernt ist, weiß man erst nach Ankunft.
  • Internet
    Die Internet-Abdeckung ist außerhalb großer Städte sehr löchrig und deutlich schlechter als etwa in den USA. Kostenfreie WLAN-Nutzung ist nicht weit verbreitet. WLAN-Verbindungen sind oft wenig leistungsfähig. Das Mobilfunk-Netz hat ebenfalls nur eine sehr bechränkte Abdeckung.
  • Nationalparks
    Jeder Staat betreibt für Nationalparks nicht nur eine eigene Gebührenpolitik (siehe 'Preise & Kosten'), sondern auch eigene Webseiten mit unterschiedlichen Layouts. Der Informationsgehalt der Webseiten ist i.d.R. dürftig (weit entfernt vom Standard der USA).
  • Umweltbewusstsein
    Das Bewusstsein für Ökologie und Nachhaltigkeit ist schwach ausgeprägt. Auf Privatgrundstücken steht oft Schrott herum. In der Landschaft ist viel Abfall zu finden.
    Ein Beispiel für diese Haltung ist die 'Bottle Bay' im François Peron Nationalpark, über deren Namen uns Keith aufklärte, unser Guide im Nationalpark. Die 'Bottle Bay' war ein beliebter Fishing-Platz. Der Fang wurde oft gleich vor Ort gegrillt und verzehrt, wobei einige 'Bottles' geleert wurden, die anschließend in den Busch flogen. Als Teile der Halbinsel zum Nationalpark ernannt wurden, mussten große Mengen 'Bottles' entsorgt werden. "The bottles are gone, the name remained" (Die Flaschen verschwanden, der Name blieb), erklärt Keith.
  • Mülltrennung
    Mülltrennung ist eher unüblich. In manchen Orten sind eigene Tonnen für 'recycable items' aufgestellt, wobei oft unklar bleibt, welcher Abfall 'recycable' ist. 
  • Restaurantqualität
    Selbstverständlich gibt es in Australien viele gute und auch exzellente Restaurants. Außerhalb von Zentren wird die Luft jedoch schnell dünn. Trotz forscher Preise darf oft nicht mehr als Imbiss- oder Kantinenqualität erwartet werden. Wenn sich ein Restaurant als 'Seafood Restaurant' bezeichnet, handelt es sich meistens um eine 'Fish&Chips'-Bude. Ausnahmen bestätigen die Regel.
    In Anbetracht des schlechten Preis-Leistungs-Verhältnisses ist Selbstverpflegung die bessere, aber keine hürdenfreie Alternative. 
  • Supermärkte
    Fleischtheken sind in australischen Supermärkten immer gut bestückt. (Über die Fleischqualität können mir mangels Erfahrungen nichts aussagen.) Über Fleisch hinaus bieten kleine Supermärkte und General Stores nur eine bescheidene Palette frischer Produkte. Das auf dem ersten Blick breite Angebot großer Supermarktketten täuscht bei genauerer Betrachtung. Ein hoher Anteil dieser Produkte ist von unterirdischer Qualität und für uns kaum eßbar. Dass eine derartige Qualität verkehrsfähig ist, gestattet Rückschlüsse, zu denen wir uns hier nicht weiter auslassen wollen. Der genießbare schmale Rest ist nicht nur teuer, er scheint auch landesweit standardisiert zu sein und lässt bald Überdruss aufkommen. In Deutschland leben wir vergleichsweise in einem Schlaraffenland.
  • Küchenausstattung
    In Einrichtungen mit 'self-catering' ist die Küchenausstattung jenseits von Grill und Mikrowelle überwiegend dürftig. Richtiges Kochen scheint eher unüblich zu sein.
  • Mietfahrzeuge
    Mietwagenfirmen bieten scheinbar günstige Mietpreise. Bei genauer Betrachtung sind die Mietkonditionen miserabel, weil sie niedrige Deckungssummen, hohe Selbstbehalte (in der Größenordnung von $2.500 - $3.500), viele Ausschlüsse (u.a. Fährtransfers und 'Gravel Roads') und Bearbeitungsgebühren für außerordentliche Vorgänge vorsehen. Da Fährtransfers und vor allem 'Gravel Roads' oft nicht zu vermeiden sind, entfällt auf solchen Passagen jeglicher Versicherungsschutz. Vor Ort werden teure Versicherungspakete zur Erhöhung von Deckungssummen und zur Reduzierung von Selbstbehalten verkauft, was die Mietkosten deutlich steigert und Ausschlüsse nicht beseitigt.
    Günstiger ist der Abschluss von Mietverträgen inkl. gutem Versicherungsschutz in Deutschland. Mitunter sind in Deutschland angemietete Fahrzeuge auch mit erheblich besseren Vertragsbedingungen versehen. Eine Schadenregulierung wird jedoch bei Vertragsabschluss in Deutschland komplizierter und Mietwagenfirmen zeigen sich bei Schadenereignissen unmotiviert zur Kooperation. 

Was in Australien nerven kann
Wo Licht scheint, fallen Schatten. Das ist in Down Under nicht anders als in anderen Teilen der Welt. Subjektiv störende Schattenseiten bleiben jedoch überschaubar.

  • Buschfliegen
    Australische Buschfliegen sind die agressivste und lästigste Art von Fliegen, die wir jemals erlebt haben. Sie beißen oder stechen zwar nicht, aber sie versuchen unablässig in Körperöffnungen des Kopfes einzudringen. Wedeln kann sie nur für Sekunden verscheuchen. Insektenmitel ignorieren sie. Gegen Buschfliegen helfen nur Netze, die über den Kopf gezogen werden.
  • Wanderkarten
    Wo immer wir Wanderkarten gesucht haben, war die Suche erfolglos. Für bei Walkern beliebte Landschaften sind Hiking-Führer in Buchform zu finden. Diese Bücher zeigen oft ein wenig attraktives Layout und sind trotzdem relativ teuer. Wer in einer Region nur 1-2 Trails geht und dafür kein Buch kaufen möchte, muss sich mit spärtlichen Informationen begnügen. Ohne Karte und bei oft wenig verlässlicher Markierung haben wir einige Walks wegen fehlender Orientierung abgebrochen. 
  • Aggressiver Fahrstil von Autofahrern
    Fußgänger führen außerhalb von Metropolen ein nicht ungefährliches Leben. Für australische Autofahrer scheinen Fußgänger primär ärgerliche Hindernisse zu sein. Durch Ampeln, Zebrastreifen oder zumindest Verkehrsschilder geschützte Fußgängerübergänge sind außerhalb von Großstädten nur in Schulzonen zu finden. Sobald sich Autofahrer von Fußgängern behindert fühlen, wird gehupt. Offensichtlich gilt auf Straßen das Recht des Stärkeren.
    Kooperatives Verhalten und gegenseitige Rücksichtnahme haben wir im Straßenverkehr oft vermisst. Autofahrer scheinen den Straßenverkehr als Kampfzone zu verstehen. Wer sich auf stark befahrenen Straßen einfädeln muss (was außerhalb von Großstädten selten vorkommt), darf nicht erwarten, dass jemand eine Lücke öffnet. Wenn wir als Ortsfremde zögerlich unterwegs waren oder unser Fahrverhalten nicht australischem Stil entsprach, hat uns regelmäßig Gehupe ermahnt. 
  • Begrüßungsfloskeln
    Begrüßungen beginnen in Australien mit Fragen, auf die niemand eine ernsthafte Anwort, sondern eine Gegenfloskel erwartet: “How are you going?“, “How have you been?”, “How are you doing?“. Wer auf die Begrüßungsfrage nicht z.B. antwortet "I’m good thanks, and yourself?”, löst Irritationen aus.
    Besonders freundliche Kassiererinnen an der Kasse des Supermarktes fragen gerne: “How has your day been sofar?” oder “What are you up to today?“. Uns geht dabei durch den Kopf: "Was geht die das an?" Ehrliche Antworten werden tatsächlich nicht erwartet. Es geht lediglich um feundlichen Smalltalk.
    Auch wenn ein Zusammentreffen absolut zufällig und mit hoher Wahrscheinlichkeit einmalig stattfindet, lautet die typische Abschiedsfloskel: "See you later!"
  • Melbourne Citylink (siehe 'Pleiten, Pech und Pannen')
  • Touristennepp (den gibt es überall in der Welt)
  • Rassismus
    Eine Tendenz zum Ethnozentrismus, der im Vergleich zur vertrauten eigenen Kultur das Fremde als widerlich und bedrohlich erkennt, ist wahrscheinlich im menschlichen Wahrnehmungsverhalten angelegt. Rassismus ist eine kulturell überformte Variante von Ethnozentrismus. Uns als Deutsche, die aufgrund nationaler historischer Vergangenheit vermutlich besonders sensibel auf Rassimus reagieren, erschreckt eine ausgeprägte Tendenz zu rassistischen Haltungen und verbalen Äußerungen, die sich in Australien vor allem gegen einheimische Kulturen richten. Das Märchen von White Supremacy, oft sozialdarwinistisch begründet, ist kein Privileg der USA, sondern im gesamten angelsächsischen Kulturraum und in Ländern wie Australien, Südafrika, Neuseeland, Kanada sowie in Großbritannien allgegenwärtig. 

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